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gestern bin ich seit langem wieder einer katze begegnet. schwarz mit weißen pfoten und sehr jung noch. ein bißchen zu klein fürs altsein und vor allem viel zu welterstaunt. bezaubernd diese art durchs leben zu gehn so als würde man alles zum ersten mal sehn riechen, als wäre jeder windhauch im genick eine unvergleichbare sensation.
bin - katzenprotokollgemäß - einige schritte nicht zu nah auf sie zu hab mich hingehockt und die hand hin gehalten und sieh da sie wollte gern sich hinterm ohr kratzen lassen. hat geschnurrt kurz und mich umstrichen und ist dann weiter. sah sich aber um ob ich mitkäme.
ein stück wegs gingen wir also zusammen, dann kam ein junge in der engen gasse uns entgegen und es war ihr wie eine falle dass sie umterm zaun drunter durch entwich.
kurze zeit später kam ich die strecke zurück und da saß sie noch wo ich sie zuletzt gesehn hatte im gras und sah mir entgegen.
da hab ich sie gefragt, ob sie wieder mit mir zurückkommen möchte und sie kam. an einem mäuerchen, wo ich auf sie wartete, sprang sie noch einmal auf den stein, um sich kraulen zu lassen.
dann entdeckte sie einen gullideckel, in dem sich wasser gesammelt hatte. ich hab zum abschied gewunken und musste an ein gedicht von heine denken:
"Des Nachbars alte Katze
Kam öfters zum Besuch;
Wir machten ihr Bückling und Knickse
Und Komplimente genug.
Wir haben nach ihrem Befinden
Besorglich und freundlich gefragt;
Wir haben seitdem dasselbe
Mancher alten Katze gesagt."
(Heinrich Heine: Buch der Lieder, Gedichte II, 38 "Mein Kind, wir waren Kinder